KWP: Abwärme von Rechenzentrum nutzen
greenwinds Team für die Kommunale Wärmeplanung (KWP) bearbeitet aktuell drei Projekte in Zusammenarbeit mit den Kommunen Brieselang, Falkenberg/Elster (beide Brandenburg) sowie Mansfeld (Sachsen-Anhalt). Jedes dieser Projekte, das über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr läuft, hat seine besonderen Themen, die auch das Team um Projektleiter Jacob Fengler immer wieder zu abwechslungsreichen Herangehensweisen herausfordern. Ziel: Die Kommunen müssen einen Plan vorlegen, wie die lokale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045 klimaneutral umgebaut werden kann. Wie funktioniert das? Wir fragen nach:
Jacob, wie ist der Stand in den einzelnen Kommunen?
In Brieselang hatten wir kürzlich einen runden Tisch mit Vertretern von Gasnetz, Stromnetz, Nachbarkommunen, Wohnungsbaugenossenschaft etc. Für dieses Projekt haben wir bereits einen Zwischenbericht fertiggestellt, der die Bestandsaufnahme und Potentialanalyse enthält. In den anderen Projekten sind die runden Tische im Juli geplant.
Was ist das Besondere am Projekt Brieselang?
Brieselang ist ein beliebter Standort für Gewerbe und Industrie, da es einerseits durch die Nähe zu Berlin und andererseits durch die hohe Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom profitiert. Aktuell wird dort ein Rechenzentrum mit 96 MW Anschlussleistung geplant. Davon werden rund 55 MW als unvermeidbare Abwärme zur Verfügung stehen. Da Rechenzentren im Dauerbetrieb laufen, entsteht generell ein riesiges Wärmepotential, welches ausreicht, um alle Haushalte im Gemeindegebiet mit Wärme zu versorgen.
Wie kann man denn so ein Rechenzentrum für die Kommunale Wärmeplanung nutzen?
Das Potential lässt sich nur über ein Wärmenetz erschließen, da die Wärme vom Rechenzentrum in die Häuser gebracht werden muss. In Brieselang existiert bisher kein Wärmenetz, sodass eine zentrale Frage für die kommunale Wärmeplanung ist, ob ein Wärmenetz oder eine Einzelversorgung langfristig der wirtschaftlichere Weg ist – dies wird für jedes Teilgebiet einzeln untersucht. Dadurch entsteht ein differenziertes Bild, wo es sinnvoll ist die Wärmenetzversorgung weiterzuverfolgen. Dazu kommt, dass große Verbraucher, sogenannte Ankerkunden, eine wichtige Rolle bei der Realisierung eines Wärmenetzes spielen. Diskutiert wird auch, wer den Betrieb und die Finanzierung eines potenziellen Wärmenetzes übernehmen kann. Genau hier, zwischen datenbasierten Auswertungen und der Kommunikation mit verschiedenen Akteuren, wird die große Bedeutung der kommunalen Wärmeplanung sichtbar. Denn letztlich lassen sich Wärmenetze nur realisieren, wenn viele Akteure an einem Strang ziehen.
Wo siehst du die zentralen Themen in Falkenberg und Mansfeld?
Es ist wirklich überraschend, wie stark sich die Gemeinden unterscheiden. In Mansfeld haben wir im Gegensatz zu Brieselang eine ganz andere Siedlungsstruktur, deutlich ältere Gebäude und eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung. Das zentrale Thema ist jedoch die geringe Anpassungsfähigkeit der Menschen bedingt durch geringe Einkommen und hohen Investitionsbedarf aufgrund alter Gebäude. In der Gemeinde Falkenberg/Elster befinden sich mehrere Biogasanlagen, die als lokale, günstige Quelle für erneuerbare Wärme genutzt werden können. Daneben gibt es einen vergleichsweise dichten Siedlungskern mit vielen Mehrfamilienhäusern, obwohl die Gemeinde nur ca. 6100 Einwohner zählt.
Euer erstes Projekt in Schorfheide ist abgeschlossen?
Schorfheide war ein nicht ganz einfacher, aber schlussendlich erfolgreicher Prozess, mit dem wir eine Blaupause für die KWP in einer ländlich geprägten Flächengemeinde geschaffen haben. Unser Ansatz, die Bürger und Bürgerinnen zur Mitwirkung und Gestaltung einzubeziehen, ist gut angekommen, so dass nun sogar eine Nachbargemeinde unser greenwind Team angefragt hat.
Was müssen Kommunale Wärmeplaner:innen mitbringen?
Die Erarbeitung einer kommunalen Wärmeplanung ist ein komplexes Thema, da nicht nur Gebäudesanierung und erneuerbare Heiztechnologien, sondern auch die Gas- und Stromnetze betrachtet werden. Darüber hinaus werden große Datenmengen erhoben, die ganzheitlich verarbeitet und kartografisch dargestellt werden müssen. Insofern müssen Wärmeplaner:innen, neben ihrer fachlichen Grundqualifikation stets offen für neue Herausforderungen und Aufgaben sein. Wir begegnen dem mit einem interdisziplinär aufgestellten Team. Wir sind derzeit fünf Kolleg:innen, wobei Lena Kühnast die Wärmeplanung in der Schorfheide von Anfang an mit begleitet und nun selbst Projektleiterin im Projekt Falkenberg/Elster ist.
Wo siehst du die Schwerpunkte eurer Arbeit?
In den Gemeinden besteht ein sehr großer Informationsbedarf. Für die Wärmewende stehen grundsätzlich vielfältige Energiepotentiale und Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung. Diese Möglichkeiten technisch und wirtschaftlich zu bewerten und die Ergebnisse nachvollziehbar zu kommunizieren, sehe ich als einen Schwerpunkt. Der zweite Schwerpunkt besteht darin, die örtlichen Akteure einzubinden und einen gemeinsamen Wärmewendepfad zu entwickeln. Aber auch nach der Planung steht greenwind in der Umsetzung von erneuerbaren Strom-, Wärme-, und Wasserstoffprojekten an der Seite der Kommunen.
Foto (v.l. vorne): Lena Kühnast, Jacob Fengler, Maximilian Mentel, (hinten) Christopher Curran, Oliver Suthau.
